Nicht selten melden sich tot geglaubte Zähne nach einer Wurzelbehandlung doch noch einmal. Es hat sich eine Wurzelspitzeninfektion als Spätfolge der früheren Karies gebildet. Bakterien sind durch den Wurzelkanal in die Zahnwurzel gewandert. Dort sind sie aus der Wurzelspitze ausgetreten und haben eine Infektion im Knochen, eine sogenannte Wurzelspitzeninfektion oder sogar Zyste verursacht. Dieser Zahnherd kann sich ausbreiten und andere Organe gefährden. Patienten werden aus diesem Grund häufig vom Internisten, Kardiologen oder Augenarzt an den Zahnarzt zur Focussuche überwiesen.
Ein Zahnerhalt wäre dennoch schön. So kann der Zahnarzt versuchen, die alte Wurzelfüllung zu erneuern (Revision der Wurzelfüllung). Doch dies gelingt nicht immer. Oft sind bereits Stifte oder Stumpfaufbauten aus Metall oder Glasfaser zur Fixation einer Krone in den Wurzelkanal zementiert. Ein Ziehen des Zahnes wäre dann unumgänglich.
Dr. Kießig versucht solche beherdete Zähne mittels Wurzelspitzenresektion (WSR) zu erhalten. Hierbei geht der Oralchirurg unter örtlicher Betäubung völlig schmerzfrei vor. Das Zahnfleisch wird beiseite geklappt und die Wurzel mit einem Bohrer gekürzt. Nur so gelangt der Zahnarzt auch in den Bereich hinter die Wurzelspitze, um die Entzündung vollständig auszukratzen.
Die Prognose für eine Wurzelspitzenresektion bzw. Wurzelspitzenkürzung ist unterschiedlich gut. Häufig können einwurzlige Zähne der Ober- und Unterkiefer-Front noch über viele Jahre erhalten werden. Im Seitenzahngebiet jedoch haben die Zähne mehrere Wurzeln sowie Kanäle. Die Zahnanatomie ist dort komplizierter, so dass auch ein Zahnerhalt schwieriger wird. Eine Voraussetzung für ein Gelingen der Wurzelspitzenresektion stellt eine exakte Wurzelfüllung dar. Sollte das aus anatomischen Gründen nicht möglich sein hat sich Dr. Kießig auf die sogenannte retrograde Wurzelfüllung im Zusammenhang mit einer WSR spezialisiert.
Eine Garantie auf den Erfolg einer WSR gibt es nicht. Doch stellt die Wurzelspitzenresektion als letzte Möglichkeit des Zahnerhaltes immer noch eine gute Alternative gegenüber der sofortigen Zahnextraktion mit allen Folgen des notwendigen Lückenschlusses dar. Denn Zahnersatz in Form von Prothesen, Brücken oder Implantaten kosten Geld.